Simon Karaoglan weiß, was sich gehört. Das Training am Mittwochabend hat der Angreifer des VfB Eppingen dazu genutzt, um sich vor versammelter Mannschaft zu entschuldigen. Für seinen Ausraster im Heimspiel gegen die SpVgg. Neckarelz II. Für die unnötige Rote Karte, die er sich eingehandelt hat. Marco Unser nahm die Worte wohlwollend zur Kenntnis. "Es war eine saubere Sache. Für einen jungen Kerl wie ihn war das sicherlich schwierig", sagt der VfB-Coach und ergänzt: "Das ist erst einmal abgehakt. Simon muss jetzt versuchen, Lehren daraus zu ziehen."
Auszeit
Simon Karaoglan ist gesperrt. Wie lange - ob acht Wochen oder noch länger -, das entscheidet in Kürze das Sportgericht. Wenn der Tabellendrittletzte der Fußball-Verbandsliga am Samstag, 15.30 Uhr, beim Tabellenviertletzten 1. CfR Pforzheim antritt, wird der 20 Jahre alte Stürmer und Dränger fehlen. Wer stattdessen auf Torejagd geht? Marco Unser hat mehrere Optionen. Er könnte Enes Zafer oder Simon Mairhofer aus der Reserve locken und sie statt in der zweiten in der ersten Mannschaft einsetzen. Er könnte Alex Rudenko zentral im Sturm aufbieten. Letztlich hat sich der Trainer für die naheliegendste Möglichkeit entschieden. Stefan Beierle darf von Anfang an ran.
Den 32-Jährigen wird es freuen. In den vergangenen Wochen und Monaten war der Routinier nur noch der Joker. Acht Spiele in Folge bestritt er als Einwechselspieler. 45 Minuten gegen Walldorf. 30 Minuten gegen den FC Spöck. 19 Minuten gegen den SV Sandhausen II. Je eine Minute gegen den TSV Reichenbach und den SV Waldhof Mannheim II. Glücklich ist Beierle nicht mit dieser Rolle. Immerhin: Auch als Teilzeitarbeiter war er erfolgreich. Sowohl gegen den SV Schwetzingen als auch gegen den SV Kickers Pforzheim erzielte er kurz er nach seiner Einwechslung ein Tor.
Dass er zuletzt nicht mehr erste Wahl war, hat nicht jeder Außenstehende verstanden. Als Beierle in der Halbzeitpause am vergangenen Samstag Bälle aufs Tor schoss, wurde er von einem Zuschauer gefragt: "Bist du verletzt? Hast du schlecht trainiert?" "Nein", hatte Beierle geantwortet. Er ist fit - und jetzt kann er es beweisen.
Marco Unser, früher selbst Stürmer, kennt die Qualitäten seines Angreifers. Stefan Beierle ist ein Vollblutstürmer. Ein Spezialist für Seitfallzieher, Lupfer und besondere Tore. "Jeder weiß, was er kann. Er ist ein Torjäger. Wenn er eine Chance bekommt, ist er gefährlich", sagt Unser, betont allerdings: "Er muss im System spielen und die Vorgaben erfüllen. Und er sollte den einfachen Ball spielen." Klar, Laufarbeit ist gefragt als einsame Spitze im Sturm. Die Frage ist, wie lange Stefan Beierle das Tempo mitgehen kann. Schwinden die Kräfte, könnte Enes Zafer für frischen Wind sorgen.
Vorgabe
Für den VfB Eppingen gilt: Verlieren verboten. Drei Punkte beträgt der Rückstand auf den 1. CfR. Wenn der VfB den Abstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz nicht zu groß werden lassen will, sollte er zumindest einen Zähler holen. Einfach wird es nicht. Der 1. CfR hat sich - ähnlich wie der VfB - gefangen. Am vergangenen Wochenende trotzte er auswärts dem FC Astoria Walldorf II ein 0:0 ab, die Woche davor überraschte er vor 1000 Schaulustigen mit einem 3:0-Triumph im Derby gegen Kickers Pforzheim. Zupass kommt dem 1. CfR, dass er sich in der Winterpause mit Serhat Gülbas verstärkt hat. Der Mittelfeldspieler war zuletzt beim TSV Grunbach aktiv und hat zuvor unter anderem für 1899 Hoffenheim (Regionalliga Süd) und Fortuna Köln (Regionalliga Nord) gespielt. Im Derby gegen die Kickers traf er zum 2:0.
Dennoch: Der VfB geht selbstbewusst in die Partie. Seit fünf Spielen ist er ungeschlagen, nach dem 3:1-Sieg in Mannheim reihten sich vier Unentschieden in Folge aneinander. "Und das waren keine glücklichen Unentschieden. Wir hätten da auch zwei, drei Mal gewinnen können", sagt Vorsitzender Steffen Häffner.